Einige meiner Bücher vertreibe ich nicht als Verlag, sondern als Selfpublisher über Drittanbieter wie Amazon Kindle und Tolino, dazu zählen z.B. alle meine eBook-Ausgaben sowie einige Paperback-Ausgaben, die es exklusiv nur bei Amazon gibt. Ich nutze diese Veröffentlichungsform, um neue Titel auszuprobieren und bei Erfolg in mein Verlagsprogramm aufzunehmen.
Wenn es hier Probleme gibt, bin ich – wie andere Selfpublisher auch – voll und ganz auf den Support dieser Dienstleister angewiesen. Und jetzt gibt es leider ein Problem: Amazon besteuert eines meiner Bücher mit 19 Prozent statt mit 7 Prozent.
Kunden zahlen dadurch mit € 7,77 mehr für das Kinderbuch als gesetzlich vorgeschrieben ist (€ 6,99).
Auf meine Nachfrage antwortete Amazon:
“Wir haben den geltenden Umsatzsteuersatz für Ihr Buch überprüft und können bestätigen, dass dieser korrekt ist. Mir ist völlig klar, dass es sich vom Rest der Serie unterscheidet, aber es wurde vom Expertenteam als korrekt bestätigt.”
Diese Antwort ist leider falsch, doch weitere Nachfragen führten nur zur Wiederholung dieser Aussage. Vermutlich hält der Support das Kinderbuch für ein Bastelbuch, für das Ausnahmen gelten können, z.B. wenn der Hauptzweck des Buches nicht das Lesen ist. Bei meinem Kinderbuch hingegen handelt es sich um ein ganz normales Buch zum Lesen, verkauft an Kunden in Deutschland – und dafür gilt eindeutig der ermäßigte Steuersatz von 7 %.
Das Problem ist für diesen Titel über Nacht aufgetaucht und bei vielen Autoren, die ihre Bücher bei Amazon Kindle als Druck- und Vertriebsplattform anbieten, schon länger bekannt. Es scheint sich um einen Bug in der Software von Amazon zu handeln, die vom Support leider nicht als Bug anerkannt wird.
Was können Sie tun?
Wenn Sie auf Ihrer Amazon-Rechnung den falschen Umsatzsteuersatz nachweisen können, können Sie sich beim Kundenservice beschweren und eine Rückforderung der zu viel gezahlten Umsatzsteuer verlangen. Vielleicht wird Amazon so auf den Bug aufmerksam.
Was können Autoren tun?
Es gibt zwei Workarounds, die ich beide schon erfolgreich getestet habe:
- Das Buch aus dem Verkauf nehmen und ein neues erstellen
- Das Buch circa eine Woche aus dem Verkauf nehmen und dann wieder aktivieren
Beide Vorgehensweisen führen dazu, dass der Preis-Prozess neu startet. Da dieser Vorgang in den allermeisten Fällen zu den richtigen Mehrwertsteuersätzen führt, sollte das Problem danach gelöst sein.
Zusätzlich sollten Schlüsselworte wie “Bastelbuch”, “Malvorlage” oder “Ausmalbild” in Titel und Beschreibung vermieden werden, denn diese können den Algorithmus auf falsche Gedanken bringen, das gilt auch für die entsprechenden Kategorien, wenn das Buch eigentlich zum Lesen gedacht ist.
Leider haben solche Eingriffe auch Nachteile! Verkaufsstopps führen in jedem Fall zu einem Absturz im Ranking. Im schlimmsten Fall bestraft der Suchalgorithmus dieses Buch zukünftig und es wird nach erneuter Aktivierung nicht mehr so gut gefunden wie zuvor. So ist es meinem Buch jetzt ergangen.
Im Zweifel macht man lieber nichts, denn die rechtliche Verantwortung für den falschen Steuersatz trägt einzig und alleine Amazon.
